Postgeschichtliche Heimatsammlung

Jede Person hat ein spezielles Verhältnis zum Wort Heimat und deren persönlicher Bedeutung. Eine Heimatsammlung kann aus verschiedenen Blickrichtungen aufgebaut werden. Ob man sich mit jedem möglichen Stempel, den die Postverwaltung des "besammelten" Ortes hervorgebracht hat oder sich postgeschichtlich mit seinem Lieblingsort beschäftigt oder sich über die "Social Philately" seinem Gebiet nähert, hängt vom jeweiligen Sammlergeschmack ab.

 

Geografische Eingrenzung.

Wer eine Heimatsammlung aufbauen möchte, wählt ein Gebiet aus, zu dem er eine persönliche Beziehung hat oder für ihn eine spezielle Bedeutung besteht. Dieses kann ein Ort, eine Region, Talschaft, ein Kanton oder Land sein. 

Beispiele:                   - Postgeschichte von Genf 1839 – 1862
                                         - Postgeschichte vom Simmental
 

Was beinhaltet eine Heimatsammlung

Sie soll die Entwicklung der Post im gewählten Gebiet aufzeigen, durch die Erforschung von Verkehrswegen, der Stempel und deren Verwendungsdauer und der Postrouten und Tarife. Dabei beschränkt sich dies nicht nur auf abgehende, sondern auch auf eingehende Post, d.h. sogenannte «Incoming Mail». 

Beispiel: 


18.10.1874: Einfacher Brief von Cairo (Ägypten) über Alexandria und Brindisi nach Menziken. 
Tariferklärung: Der Gesamtbetrag von 2 Piaster und 35 Paras setzt sich zusammen aus: 1 Piaster (40 Paras) Inlandtarif bis nach Alexandria plus 1 ½ Piaster für den Transport von Alexandria nach Brindisi. Für die Strecke Brindisi nach Menziken wurden 15 Paras verrechnet.

 

Sammlungstitel und Zeitperiode 

Der Titel der Sammlung soll das Gebiet bezeichnen, das dargestellt wird. Die abgedeckte Zeitperiode wird idealerweise dazu erwähnt. Auf diese kann aber auch erst in der Einführung eingegangen werden. 

Die gewählte Zeitperiode soll möglichst viel über die Entwicklung der Post aussagen. 

Beispiel: Basel, Postgeschichte 1621 – 1849 

Sammlung & Ziele 

Unter dem Kapitel «Einführung und Ziel der Sammlung» werden die wesentlichen Aspekte der Sammlung erwähnt sowie die Ziele, die sie erfüllen soll. 

  • Beispiel Erforschung der Postgeschichte durch Aufzeigen von:
  • Verwendung verschiedener Stempelarten
  • Frankaturen und Besonderheiten von Belegen
  • Verwendungszeiten von Poststempeln
  • Postverbindungen 
  • Eröffnungsdaten und Standorte der Postbüros 
  • Organisation der Botendienste

Gliederung & Struktur

Diese soll klar abgegrenzt sein und kann nach Ortschaften, Zeitperioden etc. gemacht werden. 

Beispiel Zeitperiode:

  • Alte Eidgenossenschaft bis 1798
  • Helvetische Republik 1798 – 1803 
  • Kantonalpost 1803 – 1848 (Basel)
  • Eidgenössische Post ab 1849

Verkehrswege

Dabei geht es, die Geschichte und Entwicklung der Beförderung der Post über verschiedene Verkehrswege wie Postrouten, Pässe, Seen und Bahnlinien aufzuzeigen. 

Beispiel eines Briefes, vom Postboten über die Postroute «Birrwyl & Route» befördert:

06.09.1841: Brief von Birrwil nach Locarno. Tariferklärung: 2 Kreuzer für den Kt. Aargau plus 5 Kreuzer über Luzern und Gotthardpass plus 3 Kreuzer für den Kt. Tessin ergaben Total 10 Kreuzer, die der Empfänger zu bezahlen hatte. Der 3-linige Routenstempel Birrwyl & Route wurde für Transitpost im Postbüro Reinach angebracht. Verwendungszeit des Routen-Stempels: März 1840 – September 1844. Botenroute: Dürrenäsch – Leutwil – Birrwil – Beinwil – Reinach. 

Poststellen & Botendienste

Darunter wird die Erforschung vom Standort und den Eröffnungsdaten der ersten Postablage und ihre Klassifizierung zum rechnungspflichtigen Postbüro sowie die Organisation der Botendienste verstanden. 

Beispiel:                             Unterkulm

                                                 -   1835 Eröffnung einer Postablage unter kantonaler Administration
                                                 -   1850 Klassifizierung als Poststelle

                              Standort der ersten Poststelle:
                              Im Restaurant Bären an der Hauptstrasse

                              Botendienst: 
                              Bis 1876 täglicher Botendienst im Dorf. Ab 1877 3 tägliche Auslieferungen im Dorf sowie einmal täglich die Bedienung des Wannenhofs. 
 

Stempel

Wussten Sie, dass Stempel viel älter sind als Briefmarken? Der erste Stempel in der Schweiz wurde 1695 in Genf eingesetzt. Seitdem sind unzählige Stempel produziert, benutzt und wieder ausgemustert worden. Diese Stempel sind bis heute auf Briefen und Belegen erhalten geblieben. 

Die Geschichte dieser Stempel und deren Verwendungsdauer wird vom Heimatsammler erforscht und dokumentiert. 

Tarife & Postostufen

Kenntnisse über die Tarife, d.h. die Erklärung eines Posttarifs für das Poststück (Brief, Karte etc.) sind das Salz in der Suppe eines jeden Postgeschichtlers oder Heimatsammlers. Mit der Auswahl von Belegen können Frankaturen & Postvermerke erklärt werden. Dabei soll man sich auf interessante Frankaturen und Abstempelungen konzentrieren. 

Beispiel einer speziellen Frankatur und Abstempelung:

04.03.1851: Kulm nach Gebensdorf. Der Brief wurde zuerst unfrankiert, als vermeintlicher Amtsbrief, an den Empfänger geschickt und von der Empfangspoststelle mit 3 Kreuzer belastet. Der Empfänger refüsierte diesen mit dem Vermerk: «unfrankierte Briefe werden nicht angenommen». Am 8. März wurde der Brief in Kulm neu aufgegeben, jetzt korrekt frankiert mit 7 ½ Rp für einen doppelten Brief im ersten Briefkreis.  

Forschung

Mit der intensiven Befassung eines Gebietes baut man sich ein Wissen auf, das, sofern es korrekt und verständlich in der Sammlung zum Ausdruck kommt, in einer Wettbewerbsausstellung entsprechend bewertet und honoriert wird.