A propos Altschweiz: Waadt 4 mit Gitter und Raute
Ein Briefstück mit Waadt 4 (W4) mit Rosettenstempel und daneben Genfer Einkreisstempel 21. Okt. 49 8 !/2 M ist bekannt. Das war ein Sonntag. Ob bei diesem «Beleg» alles hieb- und stichfest ist, weiss ich nicht. Jedenfalls findet 21. Okt. 49 als FD für W4 kaum Beachtung. Montag, 22. Okt. 49 muss hingegen als FD anerkannt werden, weil gleich mit zwei W4-Briefen belegbar. Waadt 5 (W5) konnte ab 22. Jan. 1850 am Postschalter gekauft werden; als FD hiefür gilt 25. Jan. 50. Die früher erworbenen W4 konnten auch ab 22. Jan. 50 als W 5 verwendet werden, wobei der Postkunde pro Marke einen Genfer Centime sparte.
Die Kreispostdirektion I Hess für das Postamt Genf den sog. Gitterstempel, grille ä losanges, (AW 101) herstellen: Eine Nachahmung der bereits 1849 in Frankreich üblichen Stempelform. Das Gitter ersetzte die Rosetten. W4 mit Gitter wurden bisher vom 17. Jan. 51 morgens bis 6. Aug. 51 beobachtet, somit war das Gitter in Genf ca. ein halbes Jahr in Gebrauch. Und seit ca. einem Jahr war W4 «postalisch ausverkauft». Mehrere Genfer legten sich von W4 einen Vorrat an. Aus solchen privaten Spar-Reserven stammen die 24 bisher verschiedenen W4 mit Gitter, die in den 70 vergangenen Jahren an Auktionen zum Ausruf gelangten. Bei 22 losen Gitter-W4 wurden 7 ohne Nennung eines Prüfers «verkauft». Nur 2 W4 auf Briefstücken konnte ich festhalten, wobei ein Beleg auf einer Auktion als Briefstück und 19 Jahre später auf einer anderen Auktion als «Brief» bezeichnet wurde: Das Gitter war jedoch immer das Gleiche! Die Farbe des Gitterstempels wurde eher selten vermerkt. Sicherlich, oder doch sehr wahrscheinlich, waren die Gitter schwarz, trotz hartnäckiger Behauptung, es gebe eine lose W4 mit blauem Gitter.
Scheinbar war das Gitter nicht «sicher genug», um jeglichen Missbrauch zu verhindern. Es wurde «enger entwickelt»: Bis zu 17 rhombisch angelegte Englinien in Parallelogramm-Form. Das Postdepartement versandte am 1. Aug. 1851 diese «gleichförmigen Rautenstempel» an die Kreispostdirektionen «für das Bedrucken der Frankomarken (mit schwarzer Farbe) zum Behuf ihrer Entwertung ausschliesslich zu verwenden». Das Gitter konnte in Genf bis und mit 6. Aug. 1851 beobachtet werden und für den 7. Aug. 51 ist bereits der erste Rautenstempel nachweisbar. Bis 6. Juli 1852 stempelte man im Postamt Genf die Marken mit schwarzen Rauten. Als erste blaue Raute auf Genfer-Marken notierte ich den 13. Juli 52. Auf W4 erstmals am 20. Juli 52.
Erstaunlich ist, dass in den verflossenen Jahren noch 51 verschiedene W4 mit Rauten auf Auktionen erschienen. Auffallend ist aber auch, dass davon 9 W4-Rauten ohne Prüfer-Atteste «abgingen». Nur ein Beispiel: Briefstück vom 16. Sept. 51 mit «W4» war einst eine «W5». Total 38 W4 mit schwarzen und 13 W4 mit blauen Rauten. Oder andere Feststellung: 9 Briefe, Briefstücke mit schwarzer Raute und nur 2 Briefe oder Briefstücke mit blauer Raute.
Beigefügt sei, dass nur das Stadtpostamt Genf Gitterstempel hatte: Carouge und Chene hatten wohl Rauten, aber auf W4 bisher nicht «gesichtet». Aus Händlerkreisen vernahm man vor und während des 2. Weltkrieges, dass besonders Sammler in Deutschland Altschweiz-Marken «aufkauften», wovon vermutlich mehrere Stücke durch Kriegsereignisse zerstört wurden. Dies soll auch zur heutigen teilweisen Marktverknappung beigetragen haben.
Waadt 4 mit Gitterraute
Waadt 4 mit blauer Raute